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Kloster St. Johann Müstair Kloster St. Johann Müstair

Die Becher mit dem Fächer…..

Wieder einmal herrscht grosse Aufregung im Kloster, denn der Besuch des Kaisers Karl mit seiner dritten um zehn Jahre jüngeren Ehefrau, Hildegard, die er abgöttisch liebt den inzwischen sechs Kinder und der Entourage ist auf Ende Januar angesagt worden.

 

Doch nicht nur der Besuch des Kaisers sorgt für diese Aufregung. In den letzten Tagen des Jahres 776 ist eine Schwester angeblich aus einem Konvent enet der Grenze zu Besuch. Sr. Paulita eine kleine, hagere mit lederner Gesichtshaut und verschlagenen Äuglein stand vor der Türe und bat um Einlass.

 

Schwester Luzia, die Äbtissin, eine rundliche und gutmütig aussehende Frau in den Fünfzigern, gewährte der fremden Nonne dem Evangelium folgend die Gastfreundschaft. Obwohl ganz geheuer war ihr dabei nicht, denn sie verspürte etwas, dass sie beunruhigte, auch wenn sie nicht sagen konnte was es war.

 

Doch jetzt fehlte ihr die Zeit, sich weiter damit zu beschäftigen, denn es galt alles für den hohen Besuch herzurichten und das war nicht wenig.

 

Sr. Agathe die im letzten Frühjahr ihre goldene Profess feiern konnte ist für die Bewirtung der hohen Gäste verantwortlich, unvermittelt steht Sr. Paulita neben ihr im Refektorium und bietet ihre Hilfe an. Da sie um jede Hilfe dankbar ist, nimmt sie diese ohne zu zögern an. Da das Refektorium nur eine bescheidene Grösse hat, werden darin nur die Kaiserfamilie mit den engsten Bediensteten bedient. Das ganze Gefolge wird in der Scheune im Klostergarten bedient.

So wurde Sr. Paulita auch beauftragt den Tisch für die Hohe Gesellschaft im Refektorium zu decken. Genau darauf hatte sie spekuliert, möglichst nahe an den Tisch des Kaisers zu kommen. Nachdem sie sich vergewissert hat, dass sie niemand beobachtet, greift sie in die tiefen Taschen ihres Habits und zaubert zwei vergoldete Zinnbecher hervor. Den kleineren der Beiden stellt sie an Hildegarts den grösseren an jenen von Karls Platz. Sie unterschieden sich nicht sonderlich von all den anderen Becher, da die auch alle aus Zinn waren. Nur eben diese hatten einen Goldrand und waren mit dem Gift des Aconitum napellus (blauer Eisenhut) behandelt worden.
Schon früh am nächsten Morgen des 28. Januar 777 sind Fanfaren und Trommelwirbel zu hören, die die Ankunft des Kaisers ankünden. Nach dem obligaten Kirchgang den die Schwestern mit ihrem wunderbaren Chorgesang, bei dem merkwürdigerweise Sr. Paulita fehlte, bereicherten, war eine Besprechung zwischen dem Kaiserpaar und Sr. Luzia vereinbart.

Während der Honoratioren die schönen Gärten des Klosters bewunderten, schlichen sich der älteste Sohn und die zweitgeborene Tochter ins Refektorium wo sie herumalberten und sich gegenseitig immer wieder schubsten. Dabei geriet die Tochter so heftig an den Tisch, dass mehrere Becher zu Boden fielen. Ob dem Krach den die Becher beim Aufprall auf den Steinboden verursachten erschraken die Kinder und behoben das Malheur indem sie die Becher so schnell wie möglich wieder auf den Tisch stellten, ohne dabei etwas zu denken.
Gerade rechtzeitig, denn schon betrat Die Äbtissin mit dem Kaiserpaar das Refektorium um das Festmahl zu geniessen.  
Es war ein würdiges und gutes Essen, abgesehen davon, dass zwei Personen aus dem Gefolge von Karl danach über Schmerzen im Bauch klagten und später aus unerklärlichen Gründen verstarben.

Als der Kaiser davon erfährt und ihm diese Sr. Paulita beschrieben wurde, war ihm sofort klar, dass diese ominöse Sr. Paulita nur seine zweite Frau Desiderata gewesen sein konnte, die ihn aus Eifersucht umbringen wollte.

Geschichte frei erfunden und an uns gesendet.
Verfasser: Daniel Coray (61)

 


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