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Kloster St. Johann Müstair Kloster St. Johann Müstair

785

Heiligkreuzkapelle: älteste datierte tragende Balkendecke Europas

Karolingische Heiligkreuzkapelle: ein Juwel

Lange Zeit galt die Heiligkreuzkapelle als romanischer Bau. Archäologische und dendrochronologische Untersuchungen erbrachten jedoch Baudaten von 785-788. Folglich entstand die Kapelle in der Gründungszeit des Klosters. Die östliche Hälfte der Balkendecke zwischen dem Unter- und Obergeschoss ist noch im Originalzustand erhalten. Sie ist die älteste datierte Holzdecke Europas. Auf ihr liegt  der ursprüngliche karolingische Mörtelboden im Obergeschoss der Kapelle. Die Ausstattung der Kapelle muss ein Traum gewesen sein: marmorne Chorschranken, Stuckaturen und Malereien schmückten das Obergeschoss. Aber nicht nur innen, sondern auch aussen war die Kapelle dekoriert.

Sensationeller Fund an der Aussenfassade

Die Kapelle war ursprünglich auch an der Aussenfassade mit aufwendiger Architekturmalerei dekoriert. Am Ostgiebel kam sogar eine figürliche Malerei aus karolingischer Zeit zum Vorschein – eine Sensation, denn gemalte Personen an einer karolingischen Aussenfassade hatte es in der Kunstgeschichte noch nie gegeben. Da das Bild nur fragmentarisch vorhanden ist und von der Strasse her nicht erkannt werden kann, beschloss ein internationales Expertengremium es wieder zuzudecken und damit vor der Witterung zu schützen. Das Freskofragment wurde dokumentiert, beschrieben, analysiert und fotografiert. Archäologen und Restauratoren sowie technische Fachkräfte erforschten und dokumentierten zudem die ganze Aussenfassade.
 

Das Obergeschoss ist wieder Kapellenraum

Die reiche Ausstattung lässt vermuten, dass das Obergeschoss ursprünglich als Privatkapelle für den Abt oder andere hohe Würdenträger diente. Immer wieder wurde sie neu ausgemalt, zuletzt war sie 1889 zu einer Lourdeskapelle umgestaltet worden. Nach langen und aufwändigen Restaurierungsarbeiten dient sie wieder als Kapelle und kann geführt besichtigt werden.

Untergeschoss für Bestattungen und Tote

Das Untergeschoss war vermutlich Gruftraum, ab 1520 dann Kapelle mit Bestattungen und schliesslich Beinhaus. Die Wände sind mit neuzeitlichen Wandbildern geschmückt, die die Sterbe- und Auferstehungsthematik aufgreifen. Die Malereien wurden gereinigt und entsalzt. Ein neuer schlichter Holzboden wurde gelegt. In diesem Raum soll in Zukunft die bewegte Baugeschichte der Heiligkreuzkapelle präsentiert werden.

Mühlespiel auf karolingischem Balken

Beim genauen Betrachten der originalen Holzbalkendecke von 788 wird ein Mühlespiel sichtbar. Damit stellt sich die Frage, ob sich die Zimmerleute in der Mittagspause auf dem herumliegenden Bauholz die Zeit mit Mühle spielen vertrieben. Interessanterweise finden sich auf dem marmornen Thron Karls des Grossen in der Pfalzkapelle in Aachen ebenfalls feine, eingeritzte Linien, die wohl als Spielfeld für ein Mühlespiel dienten.

Die Restaurierung ist abgeschlossen

Die Restaurierung der Heiligkreuzkapelle wurde im Sommer 2018 abgeschlossen. Immer wieder kamen neue Erkenntnisse zutage, die die karolingische Kapelle zu einem echten kunst- und baugeschichtlichen Kleinod werden lassen.

Nach der Einweihung der Kapelle durch Weihbischof Marian Eleganti, kann diese wieder als sakraler Raum genutzt werden. Zudem bietet das Klostermuseum Führungen in der Kapelle an.

Die Heiligkreuzkapelle

Dieses Video entstand im Rahmen der UNESCO Welterbe Film-Serie 2014. Die Restaurierungsarbeiten wurden im September 2018 abgeschlossen.


Führungen

Die Kapelle kann geführt besichtigt werden sei es zu ausgeschriebenen Terminen wie auf Anfrage.
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